Seit kurzem ist eine Olympus OMD E-M1 Mk III bei mir eingezogen, die neben einem besseren Wetterschutz im Vergleich zu meiner E-M5 Mk II (die mir auf einer Wanderung schonmal “abgesoffen” ist) auch ein paar Features mitbringt. Über Eines, den Live ND Filter, bin ich recht glücklich. Der ermöglicht gerade im Urlaub wenn es mal schnell gehen soll eine bestimmte Art von Bildern. Gemeint ist hier das “verwaschen” von Wasserbewegungen, die mehr Dynamik in das Bild bringen. Ein “eingefrorener” Wasserfall mit kurzen Belichtungszeiten schaut nicht wirklich gut aus.
Vielleicht einmal eine kurze Erklärung was hier passiert, zunächst einmal zur Begrifflichkeit ND Filter – die Abkürzung steht für Neutraldichtefilter, der im Grunde nichts anderes tun soll, als das Licht das durch das Objektiv auf den Sensor, oder vorher Film trifft reduziert, möglichst ohne die Farbe zu verändern. Diese Graufilter gibt es in verschiedenen Abstufungen mit definierten Werten, wie viele Blendenstufen abgedunkelt wird oder um welchen Faktor die Belichtungszeit erhöht wird. Mögliches Anwendungsbegiet ist z.B. an einem hellen Sommertag mit offener Blende arbeiten zu können um die knappe Schärfentiefe zu behalten ohne überzubelichten. Eine andere Anwendung ist das Verlängern der Belichtungszeit, z.b. um in eine bewegtes Motiv auf dem Bild Dynamik zu bekommen, wie unten in der Serie ein Bachlauf, ein Wasserfall oder Fluss. Im Headerbild sieht man auch dem rechten Schaufelrad der Mühle an, das es sich zur Zeit der Aufnahme gedreht hat, im Gegensatz dazu stand das Linke still. Letztere Anwendungen bringen ein paar Nachteile mit sich, die Belichtungszeit kann sich jenseits dessen bewegen was man noch in der Hand halten kann ohne in die statischen Bildteile Bewegungsunschärfe durchs verwackeln zu bringen. Hier ist dann ein Stativ (je nach Gegebenheiten kann man natürlich die Kamera irgendwo ablegen, im Zweifelsfall auf einen Bohnensack) von Nöten. Bei starken ND Filtern ist das Sucherbild ggfs. soweit abgedunkelt, das zunächst auf dem Stativ die Bildkomposition und der Focus eingestellt wird und dann der Filter vor Auslösung aufgeschraubt wird.
Mir war das in der Vergangenheit zu mühselig ein Stativ mitzuführen und mit Filtern zu hantieren – alleine mag man das mit nötiger Musse und Zeit noch machen. Wenn sich der Personenkreis auf 2 oder mehr erhöht fällt das flach, wenn die Begleitung nicht ebenso Fotoverrückt ist. Sprich ich bin von manchen Motiven bei Urlaubsreisen mit knirschenden Zähnen weitergezogen.
Aber was soll dann jetzt die Live ND Funktion? Diese Lösung erlaubt es oftmals ohne Stativ ein vergleichbares Resultat aus der Kamera zu erhalten als würde man mit den Physikalischen Graufiltern arbeiten. Man schaltet die Live NT Funktion ein, die übrigens nur im Manuellen Modus funktioniert oder in dem S Modus (Verschlusszeitpriorität) und definiert die Stärke des Filters von ND2-ND32. Der Einfachheit halber habe ich mir eine Customfunktion so programmiert, dass die Nötige Einstellung S vorgewählt ist und auf der ISO Taste Live ND ein oder ausgeschaltet werden kann – beim Druck auf die Taste und drehen am hinteren Einstellrad kann übrigens die Stärke geändert werden. So bin ich unterwegs unabhängig von dem was gerade an Einstellungen in der Kamera definiert ist mit einem Handgriff in dem Modus um ein Live ND Bild auf den Sensor zu bannen.
Wie funktioniert das und warum kann ich immer noch aus der Hand verwacklungsfrei Fotos ablichten. Die Kamera macht beim Auslösen nicht ein Bild mit langer Belichtungszeit, sondern schiesst mehrere Bilder in schneller Folge mit dem elektronischen Verschluss und verrechnet (stapelt) diese in der Kamera zusammen, so das am Ende ein JPEG oder/und RAW auf der Speicherkarte landet. Aufgrund dem guten Stabilisator im Body und bei dem 12-100 noch zusätzlich im Objektiv sind schon recht hohe Verschlusszeiten von bis zu 2s für die Bilderserie möglich.
Hatte nun die Kamera bei dem ein oder andren Spaziergang mit und mich an der Funktion ein wenig versucht. Zum Teil wäre hier sicher auch weniger mehr gewesen, gerade bei der kleinen Kyll hätte ich besser den Filter etwas reduzieren können und vielleicht bessere Resultate des Flusses erzielt. Bei den fallenden Wassern gefällt mir die Anmutung mit dem Maximum an Live ND allerdings bislang am besten. Mal schaue wie oft die Funktion in Urlauben zum Einsatz kommt. Zu inflationär Eingesetzt sieht man sich sicher schnell satt daran, aber das ein oder andere eingestreute Bild in einem Urlaubsalbum ist dann schon schön.
Die Live-ND Funktion kam erstmals in der E-M1X zum Einsatz und findet sich auch in den zur Zeit des Artikels aktuellen Modellen OM1 und OM5 von OM Digital Systems (ehemals Olympus)